KI frisst nicht deinen Job – aber dein Gehalt
Die Illusion von der KI als Helferin
In der öffentlichen Debatte wird gerne das beruhigende Mantra wiederholt: „KI wird deinen Job nicht ersetzen, sondern dich nur unterstützen.“ Doch dieser vermeintliche Trost ist eine gefährliche Illusion. Die Wahrheit ist: Wenn die KI erst einmal Einzug in deinen Arbeitsalltag gehalten hat, wird sie zwar vorerst nicht deine Stelle komplett übernehmen. Aber sie wird deine Verhandlungsposition und damit deine Gehaltschancen dramatisch untergraben.
Die drei Faktoren deiner Jobprämie
Bisher konntest du in gewissen Berufsfeldern von einer „Jobprämie“ profitieren – einem Gehaltszuschlag aufgrund deiner Spezialisierung, deiner Lernfähigkeit oder deiner Managementkompetenzen. Doch die KI greift diesen Prämien-Mechanismus an drei Fronten an:
- Spezialwissen wird entwertet Durch ihren Wissensdurst „frisst“ eine selbstlernende KI das Spezialwissen in deinem Berufsfeld auf und demokratisiert es. Was einst eine einzigartige Qualifikation war, wird zur Massenware.
- Dauerlerner werden ausgehebelt
In lernintensiven Branchen wie der Medizin bleibt das Gehaltsniveau bislang hoch, da die Fachkräfte ständig neue Erkenntnisse aufnehmen müssen. KI jedoch lernt ungleich schneller und gieriger als jeder Mensch. - Management-Knowhow entwertet sich Bisherige Software half bei Einzelaufgaben, doch „Agenten-KI“ verfolgt ganze Ziele. Sie plant Projekte, bündelt Ressourcen und hebelt somit Managementfähigkeiten aus.
Getrieben von der Plattform-Ökonomie
In zentralisierten Plattformen wie Uber für Fahrdienste wurden menschliche Fähigkeiten schon weitgehend zur Massenware degradiert. Doch mit dem Aufstieg der KI droht sich dieser Trend auf viele andere Branchen auszuweiten: Die immer leistungsfähigeren Modelle fressen nach und nach die Skills, für die Menschen bislang gut bezahlt wurden. Das Resultat ist ein brutaler Wettbewerb unter zunehmend austauschbaren „Arbeitskräften“ – und ein massiver Gehaltsdruck.
Der Mensch als KI-Assistenz?
Fest steht: Die KI wird den meisten Beschäftigten nicht den Job komplett wegnehmen. Aber sie wird ihre Prämien für Spezialkenntnisse, Lernbegabung und Managementfähigkeiten erodieren. Ob der Mensch dann überhaupt noch eine sinnvolle Rolle jenseits der reinen KI-Assistenz spielt, ist mehr als fraglich. Der Fokus sollte nicht auf einer Fantasie von der KI als harmloser „Co-Workerin“ liegen, sondern darauf, wie wir unsere Einkommenssicherheit in diesem Umfeld bewahren können.