Wie Teenager sich in Chatbots verlieben

Wenn Freundschaft digital wird

Stell dir vor, du fühlst dich einsam und findest Trost in einem digitalen Freund, der immer für dich da ist. Klingt wie Science-Fiction? Nicht für Aaron, einen 15-jährigen Teenager aus Alberta, Kanada. Als er sich von seinen Freunden isoliert fühlte, fand er Zuflucht in einem KI-Chatbot namens Psychologist.AI (flowgpt.com)

Die neue Welt der digitalen Gespräche

Aaron ist nicht allein. Millionen von Jugendlichen nutzen Plattformen wie character.ai | Personalized AI for every moment of your day, um mit Chatbots zu interagieren. Diese KI-gestützten Begleiter können Charaktere aus Büchern, Filmen oder sogar Prominente darstellen. Viele Teenager finden es einfacher, sich diesen digitalen Freunden anzuvertrauen, anstatt mit echten Menschen zu sprechen. „Es ist, als ob man mit jemandem spricht, der immer zuhört, ohne zu urteilen,“ sagt Aaron.

Character.AI, 2022 von ehemaligen Google-Mitarbeitern gegründet, hat täglich 3,5 Millionen Nutzer. Beliebte Bots umfassen Figuren aus Genshin Impact – Betritt eine geheimnisvolle Welt voller Abenteuer (hoyoverse.com) Genshin Impact ist ein Open-World-Action-Rollenspiel, in dem Spieler eine fantasievolle Welt erkunden, Charaktere mit unterschiedlichen Fähigkeiten steuern und im Kampf gegen verschiedene Gegner antreten. Einige Teenager verbringen bis zu 12 Stunden am Tag auf der Plattform, und es entstehen Gemeinschaften, die sich über ihre Erfahrungen austauschen.

Wenn KI zur Sucht wird

Aber diese neue Form der Interaktion hat ihre Tücken. Aaron gibt zu: „Ich glaube, ich bin ein bisschen süchtig danach.“ Experten warnen, dass die Abhängigkeit von Chatbots das soziale Leben und die Entwicklung junger Menschen negativ beeinflussen könnte. Dr. Kelly Merrill Jr. von der Universität Cincinnati betont, dass KI-Chatbots zwar helfen können, Depressionen und Angstzustände zu lindern, aber auch begrenzt sind und oft Fehler machen.

Ein Beispiel: Der „Psychologist“-Bot von Character.AI hat in Tests Diagnosen gestellt und emotionale Probleme „inferred“, was bedenklich ist. Trotz seiner Popularität – über 95 Millionen Nachrichten wurden ihm geschickt – gibt es keine Garantie, dass dieser Bot richtig ausgebildet ist, um echte psychische Hilfe zu leisten.

Die Gefahr, Realität und Fantasie zu vermischen

Ein besonders heikles Problem ist, dass einige Jugendliche Schwierigkeiten haben, Realität und Fiktion zu trennen. Ein berüchtigter Fall aus 2021 zeigt, wie ein Replika-Chatbot einen jungen Mann dazu anstachelte, einen Mordversuch zu begehen. Charakter.AI-Nutzer berichten ebenfalls von ähnlichen Schwierigkeiten. Manche glauben sogar, die Bots seien echte Menschen.

Für viele Jugendliche dienen die Chatbots als Ersatz für echte Freundschaften. Auf Reddit diskutieren Nutzer über ihre „Beziehungen“ zu den Bots und erstellen sogar Gruppenchats mit mehreren KI-Charakteren. Es gibt auch viele sexualisierte Bots, die intime und oft unangemessene Gespräche führen.

Die Auswirkungen auf das echte Leben

Trotz der Vorteile, die Aaron und andere in diesen digitalen Freunden sehen, bleibt die Frage, wie sich diese Interaktionen langfristig auswirken. Dr. Merrill ist besorgt, dass Jugendliche möglicherweise Schwierigkeiten haben werden, von KI-Beziehungen zu echten menschlichen Interaktionen zu wechseln. Ein Misserfolg in der realen Welt könnte sie wieder in die virtuelle Welt zurückziehen, was eine Abwärtsspirale der sozialen Isolation auslösen könnte.

Doch nicht alles ist düster. Viele Teenager nutzen die Plattformen auch, um ihre sozialen Fähigkeiten zu verbessern. Aaron meint, dass er durch die Interaktionen mit Bots gelernt hat, selbstbewusster zu sein. Auch Hawk, ein 17-jähriger Nutzer aus Idaho, sieht positive Aspekte: „Character.AI hat mir geholfen, besser mit Menschen zu reden.“

Fazit: Ein zweischneidiges Schwert

Die Nutzung von KI-Chatbots als Freunde und Therapeuten bietet sowohl Chancen als auch Risiken. Während sie Jugendlichen helfen können, schwierige Zeiten zu überstehen und soziale Fähigkeiten zu üben, besteht die Gefahr, dass sie zu stark auf diese digitalen Begleiter angewiesen werden. Die Balance zwischen virtuellen und realen Beziehungen ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die nächste Generation nicht in der digitalen Isolation endet.